Wie sieht die Zukunft des Gesundheitsstandorts Marktheidenfeld aus?

Wohin steuert die Krankenhauslandschaft im Landkreis Main-Spessart? Diese Frage beschäftigt seit Wochen die Öffentlichkeit, auch in Marktheidenfeld – geht es doch um nichts weniger als um die Zukunft des hiesigen Krankenhausstandorts. Holger Seidel, Vorsitzender des Ortsverbands der Freien Wähler Marktheidenfeld, stellte auf der Jahreshauptversammlung ein Positionspapier vor, das er in der Vielfalt der Diskussionsbeiträge als „Beitrag aus dem Ortsverband“ verstanden haben will. Für ihn vollzieht sich die Diskussion aktuell überwiegend auf zwei Ebenen: die Darstellung des Ist-Zustands, vornehmlich beruhend auf dem Gutachten der Peritinos AG, und die Darstellung der möglichen Konsequenzen aus den Feststellungen des Gutachtens, konzentriert auf die anstehende Entscheidung zu einem möglichen Zentralklinikum. Dabei sieht Seidel das Problem, dass der Öffentlichkeit nicht alle Informationen zur Verfügung stehen – ein Umstand, der zusätzlich Verunsicherung und Misstrauen schaffe.
Der Ortsvorsitzende führt weiter aus:
»Die Freien Wähler Marktheidenfeld stehen ausdrücklich zum Gesundheitsstandort Marktheidenfeld. Die teilweise einseitige Konzentration auf eine Reduzierung des Defizits bis hin zur „schwarzen Null“ (wie sie bei der Vorstellung des Peritinos-Gutachtens in Aussicht gestellt wurde) wird den Bedürfnissen der Bevölkerung und den Möglichkeiten an den einzelnen Klinikstandorten nicht hinreichend gerecht.
Wir sollten die Debatte auf einer weiteren Ebene voranbringen: die Entwicklung konzeptioneller und inhaltlicher Überlegungen für Marktheidenfeld. Idealerweise sollten derartige Überlegungen einer weitreichenden (Grundsatz-) Entscheidung vorangehen, nicht folgen! Bewährt hat sich bei solchen Fragen die Einrichtung eines „Runden Tisches“, für das Thema „Klinikum Main-Spessart“ z. B. mit Vertretern aus Medizin, Wirtschaft, Politik und den Krankenkassen. Dabei darf es in keinem Fall um eine Schließung des Krankenhauses gehen, sondern es muss allen Beteiligten daran gelegen sein, Marktheidenfeld zukunftssicher umzugestalten. Abwägungen von Vor- und Nachteilen einzelner Standorte spielen hierbei keine Rolle – es geht um das Mögliche und Machbare für Marktheidenfeld.
Was bedeutet das konkret?
Die Bürgerinnen und Bürger Marktheidenfelds brauchen ein Angebot, das ihnen eine gut erreichbare und sichere Erst- und Notfallversorgung gewährleistet.
Als Vorsitzender der Freien Wähler plädiere ich daher für Sicherung und Ausbau des ärztlichen Notfalldienstes als „Quasi-24-Stunden-Ambulanz“ sowie die Stärkung der darin eingebundenen niedergelassenen Ärzte. Zudem muss in Marktheidenfeld ein D(urchgangsarzt)-Arzt eingebunden werden, der für die hiesigen Unternehmen, Betriebe und Behörden als Facharzt für Arbeits- und Betriebsunfälle aller Art zur Verfügung steht. Der jetzt schon gesetzlich vorgesehene Ärztliche Bereitschaftsdienst muss so gestaltet werden, dass die Marktheidenfelder jederzeit und gut erreichbar (not-)ärztlich (erst-)versorgt werden können.
Welche weiteren Vorschläge stehen zur Diskussion?
Der Gesundheitsstandort Marktheidenfeld bietet vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, die bisher nicht hinreichend diskutiert wurden.
Als Vorsitzender der Freien Wähler sehe ich für eine sinnvolle und zukunftsgerechte Nutzung der bestehenden Krankenhausgebäude mehrere Möglichkeiten, die auch miteinander kombinierbar sind:
– Ausbau des Kreisseniorenzentrums zu einer Seniorenwohnanlage
– Integration von Einrichtungen für Tages- und Kurzzeitpflege
– Aufbau eines Zentrums für Geriatrie und Rehabilitation (eine Akutgeriatrie ist seit 2011 im bayerischen Krankenhausplan für Marktheidenfeld festgeschrieben)
– Aufbau eines „Kompetenzzentrums für Hospiz- und Palliativarbeit“ (ein palliativmedizinischer Dienst für Marktheidenfeld ist 2013 in den Krankenhausplan aufgenommen worden; die Zusammenarbeit mit entsprechenden Einrichtungen in Würzburg wird dabei intensiviert)
– Aufbau eines „Gesundheitscampus Marktheidenfeld“.
Welche Überlegungen stehen hinter diesen Vorschlägen?
Spezialisierungen in bestimmten Bereichen werden vom neuen Krankenhausstrukturgesetz ausdrücklich gefordert und gefördert. Die hierin liegenden Chancen zu erkennen und für den Gesundheitsstandort Marktheidenfeld zu nutzen, muss Aufgabe der lokalen Politik sein. Ein „Kompetenzzentrum für Hospiz- und Palliativarbeit“ kann z. B. ein mögliches (Kinder-)Hospiz in seiner Arbeit begleiten oder mit einer angeschlossenen Hospizakademie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Arbeitsfeld anbieten. Letzteres könnte damit auch Teil des genannten „Gesundheitscampus Marktheidenfeld“ sein, durch den sich die Stadt als Ausbildungs- und (evtl.) Studienort für Berufe im Bereich des Gesundheits- und Pflegemanagements profilieren kann. Zu diesem „Campus“ zählen heute schon die Berufsschulen für Kranken- und Altenpflege, die zu entsprechenden Akademien ausgebaut werden könnten. Damit würde Marktheidenfeld für den Landkreis, aber auch darüber hinaus, zu einem zentralen Anlaufpunkt im medizinisch-pflegerischen Bereich.«
Mit der Vorlage dieser Vorschläge sieht der Ortsvorsitzende der Freien Wähler eine große Chance, Marktheidenfeld als Gesundheits- und Bildungsstandort zu stärken, ohne die für alle Bürgerinnen und Bürger wichtige und notwendige ärztliche Erst- und Notfallversorgung zu vernachlässigen.