Stellungnahme zum Vertrag über die Errichtung des „Wonnemar“

Das vor 34 Jahren eröffnete Maradies wurde zum Markenzeichen unserer Stadt,  das in der Umgebung seinesgleichen suchte und auf das wir alle stolz waren. Der Zahn der Zeit hat aber seine Spuren hinterlassen: Das Bad ist inzwischen alt und verbraucht, die Technik marode, vieles nicht mehr zeitgemäß. Die öffentliche Diskussion darüber, wie es mit dem Maradies weitergehen soll, teils sehr emotional geführt, bewegte unsere Stadt.

Das ist heute Vergangenheit. Viele Bürger sind inzwischen zur Erkenntnis gekommen, dass mit einfachen Mitteln und geringem Aufwand hier nichts zu machen ist. Auch der Stadtrat musste nach zwei ablehnenden Bürgerentscheiden über die daraus zu ziehenden Folgerungen nachdenken. Wir haben alle einen Lernprozess durchlaufen.

Nach Ablauf der Bindungsfrist des Bürgerentscheids ist der Stadtrat daran gegangen, nach einer tragfähigen Lösung für die schwierige Situation zu suchen. Viele Zusammenkünfte mit mühseliger Kleinarbeit waren notwendig. Die Vorgehensweise im einzelnen wurde bereits von der Frau Bürgermeisterin dargestellt. Ich bin froh, dass wir heute endlich an die Öffentlichkeit gehen können. Das von uns gewählte Verfahren benötigte eine relativ lange Phase der Nichtöffentlichkeit. Viele Fragen, gerade auch  juristischer Art, mussten geklärt werden, was erhebliche Zeit kostete. Dafür bitte ich die Bürgerschaft um Verständnis.

Bürgermeisterin, Verwaltung und auch unsere fachlichen Berater haben hart und ausdauernd gerungen, um für unsere Stadt das Bestmögliche zu erreichen. Das ist gelungen und wir sind sehr zufrieden. Bedenken Sie aber, dass dies ein Verhandlungsergebnis ist, das nicht einseitig von der Stadt diktiert werden konnte. Verhandlungen erfordern gelegentlich auch Zugeständnisse.

Mit der Firma Interspa haben wir einen zuverlässigen, im Betrieb von Bädern erfahrenen Partner an unserer Seite. Es ist sicher gestellt, dass dem Bürger das jetzige Angebot, sowohl im Hallen- wie auch im Freibadbereich, erhalten bleibt. Wir haben die im letzten Konzept von vielen vermisste Rutsche in das neue Angebot aufgenommen. Familien mit Kindern dürfen sich freuen. Sie sehen, auch der Stadtrat ist lernfähig.

Vielen Menschen in Marktheidenfeld und Umgebung, die aus gesundheit-lichen Gründen Thermalbäder aufsuchen, wird nun ein Angebot vor Ort gemacht. Angesichts explodierender Kraftstoffpreise ein grundlegend wichtiger Aspekt. Denken Sie auch an die vielen Berufstätigen, die nun nach Feierabend die entspannte Atmosphäre eines Wellnessbades genießen können, ohne Stunden durch die Gegend fahren zu müssen. Das von uns besuchte Bad Tropicana wirbt mit Recht für sich mit dem Motto „Ein Tag wie im Urlaub“. Mit dem neuen Bad haben auch wir die Möglichkeit, dies  unseren Bürgerinnen und Bürgern zu bieten.

Die Eintrittspreise liegen  absolut in der Norm. Ein besonderer Vorzug der hier vorgestellten Tarifstruktur liegt jedoch in ihrer außergewöhnlichen Differenzierung: Feierabendtarife, Sondertarife für Kinder, Rentner und Familien, Zehnerkarte. Besonders wichtig: Die einzelnen Bereiche   – Sportbad, Freibad, Therme, Saunawelt – kann man im Verbund, aber auch jeweils einzeln  buchen. So spezifische Möglichkeiten  bieten nur ganz wenige Bäder – ein großer Vorteil für den Besucher. Wer nur Teile des Angebots nutzen möchte, spart erheblich Geld gegenüber den Tarifen in vielen Bädern, die ich kenne. So braucht man z. B. nicht die Therme mitzubezahlen, wenn man nur einmal kurz im Sportbad schwimmen oder die Sauna besuchen will. Es gibt aber auch kombinierte Tarife und das Komplettangebot.

Die Stadt Marktheidenfeld wäre weder finanziell noch personell in der Lage, ein solch umfassendes und attraktives Angebot zur Verfügung zu stellen. Das PPP-Modell bietet die Möglichkeit einer sinnvollen und praktikablen Partnerschaft: Die Stadt stellt durch vertragliche Regelung den regulären Badebetrieb sicher und gewährleistet damit vor allem auch das Schul- und Vereinsschwimmen. Wellness, Gesundheit und Gastronomie liegen in der Hand des privaten Partners, der  seine fachliche Kompetenz als Betreiber des gesamten Bades zur Verfügung stellt.

Die Firma Interspa, die eine ganze Reihe von Bädern betreibt, verfügt über umfangreiches Know-how diesem Bereich. Sie kann entsprechende Erfolge in der Branche vorweisen. Dies gibt ein relativ hohes Maß an Sicherheit. In gut zwei Jahren steht uns ein völlig neues Bad zur Verfügung, andererseits kann das derzeitige jährliche Defizit des Maradies von ca. 1,4 Mio um rund eine halbe Million Euro zurückgefahren werden. Die Höhe der von der Stadt zu leistenden Zuzahlungen ist auf dreißig Jahre festgeschrieben – das gibt Planungssicherheit und schützt die Stadtkasse vor Zinsschwankungen. Das städtische Schwimmbadpersonal wird keiner ungewissen beruflichen Zukunft ausgesetzt, hier sind ausgesprochen sozialverträgliche Regelungen getroffen. Dass für das Bad keine Geschäfts- und Personalführung mehr notwendig, entlastet die Stadt verwaltungsmäßig, personell und auf Dauer auch finanziell.

Das hier vorgestellte Konzept macht die bislang ungewisse Zukunft unseres Bades finanzierbar. Ein Markenzeichen, das unsere Stadt bekannt gemacht und ihr eine Vielzahl von Besuchern zugeführt hat, kann – in neuer Form – fortgeführt werden. Im Reiz des Neuen mit verbessertem Angebot liegt auf jeden Fall auch Steigerungspotential. In der näheren Umgebung findet sich kein entsprechendes Bad. Die autobahnnahe, geografisch günstige  Lage von Marktheidenfeld  ist dabei eine echte Trumpfkarte. Es besteht die Chance, mit einem neuen, attraktiven Bad weit über unseren Landkreis hinaus Besucher aus einem beachtlichen Umkreis anzuziehen. Ich denke besonders an die Zentren Würzburg und Aschaffenburg mit ihrem bevölkerungsreichen Umland. Aber auch beispielsweise das Taubertal oder der Miltenberger Bereich sind verkehrsmäßig gut angebunden und zählen so zum möglichen Einzugsbereich.

Marktheidenfeld als Schul- und Einkaufstadt, vor allem mit seiner gut aufgestellten Gastronomie, kann von einem attraktiven Bad nur profitieren. Dieses ist ein wichtiger, für uns unverzichtbarer Standortfaktor. Vor allem aber soll es den sportlichen und gesundheitlichen Bedürfnissen der hier lebenden Menschen dienen. Wir haben heute die Möglichkeit, uns für eine  wirtschaftlich verantwortbare, familienfreundliche und  zukunftsträchtige Lösung zu entscheiden.

Die Fraktion der Freien Wähler spricht sich klar und eindeutig für die Annahme des vorliegenden Beschlussvorschlags aus. Ich appelliere an die Vernunft aller, diese große, vielleicht letzte Chance zu nutzen. Mein Appell geht nicht nur an die Mitglieder des Stadtrates, sondern auch und vor allem an die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Ich bitte Sie, sichern Sie die Zukunft unseres Bades und tragen Sie die Entscheidung mit, die heute getroffen wird.